Das Internet ist als Informationsquelle für alle Menschen gedacht. Mit dem Projekt "Internet ohne Barrieren" entwickelten wir Methoden und Technologien, mit denen dies im Alltag erreicht werden kann.
- Einleitung
- Grundlagen
- Zusammenfassung der Strategie(n) und Aktivitäten
- Beschreibung der Aktivitäten und Aufgaben
- Unser Lösungsansatz
- Unterstützt durch
Einleitung
Das europäische Förderprogramm "Equal" unterstützte vernetzte Projekte, so genannte Entwicklungspartnerschaften, die sich gegen die Ausgrenzung von bestimmten Personengruppen engagieren.
Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland – ISL e.V. hatte hierfür die Entwicklungspartnerschaft "OPEN PATHS – Neue Wege zur Integration behinderter Menschen" mit acht Teilprojekten in mehreren Städten in Deutschland und einer transnationalen Partnerschaft mit Trägern aus Schweden und Slovenien gebildet. Die Best Off GmbH hat sich daran mit dem Teil-Projekt "Internet ohne Barrieren" und der Koordination der transnationalen Zusammenarbeit beteiligt.
Grundlagen
Barrierefreiheit nach den Richtlinien von WAI und W3C und die Prinzipien der leichten Sprache muss zu einer Selbstverständlichkeit im Internet werden. Dies ermöglicht nicht nur Zugänglichkeit und Nutzung ohne
Einschränkungen für alle, sondern folgt auch markwirtschaftlichen Notwendigkeiten: Menschen mit Behinderungen machen 10% der Bevölkerung aus.
Zur Förderung der Barrierefreiheit schaffte das Projekt Best-Practice-Beispiele: barrierefreie Gestaltung von Webseiten anderer Organisationen und Firmen sowie mit Hilfe von Schulungen von ihren Mitarbeiter/innen, damit diese selber Internetseiten nach den WAI Standards entwickeln, aufbauen und pflegen können.
Moderne Internet- und Kommunikationstechnologien (IuK) sind gerade für behinderte Menschen ein ideales Instrument, um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Da jedoch Barrierefreiheit der Angebote Voraussetzung dafür
ist, finden entsprechende Richtlinien der Web Accessibility Initiative (WAI) und des Word Wide Web Consortium (W3C) immer mehr Eingang in internationale Standards und nationale Gesetze. Nach der Verordnung zur Schaffung barrierefreier
Informationstechnologie (BITV) sollten die Standards z.B. für alle öffentlichen Träger und Institutionen in Deutschland verbindlich werden.
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Es fiel jedoch auf, dass selbst in dafür prädestinierten Förder-Programmen wie der GI EQUAL dies nur marginal umgesetzt wurde, obwohl gerade die dort tätigen Projekte als Best-Practice-Beispiele dienen sollten.
Dies liegt an fehlenden Informationen und nicht ausreichend geschulten Mitarbeiter/innen. Die Durchlässigkeit von Unterstützungs-strukturen bedarf transparenter, leicht zugänglicher Information für die Betroffen.
Zentrale Quelle hierfür ist das Internet – jedoch nur, wenn die Angebote barrierefrei gestaltet sind.
Das Projekt Internet ohne Barrieren bietet daher die Ananlyse bestehender Internet-Angebote sowie passgenaue Schulungsangebote an, die die Mitarbeiter/innen von Firmen, Verbänden und Vereinen in die Lage versetzen, bestehende und kommende Internetseiten barrierefrei zu gestalten. Die Schulungen werden so gestaltet, dass die Teilnehmer anschliessend Kollegen im Projekt/Betrieb dieses Wissen weitervermitteln können.
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Alle Schulungen haben als Schwerpunkte: Philosophie der Barrierefreiheit, technische Umsetzung, barrierefreies Layout und leichte Sprache. Da der WAI Standard nicht nur die technische Umsetzung behandelt, sondern vor die Erstellung
eines Internetangebots eine klare Konzeption setzt, erlernen die Teilnehmer neben der Technik Inhalte eines Angebotes in einer formalen und klaren Struktur zu gliedern. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass barrierefreie Seiten nicht
"langweilig" sind und die entsprechenden Standards keine Designbarriere darstellen. Die Seminare können auf Wunsch über e-learning-Module weiter vertieft werden.
Die Grundsätze und Methoden für leichte Sprache können ebenfalls in speziellen Kursen vertieft werden, weil gerade der Grundsatz eine leicht verständliche Sprache zu verwenden viel zu oft vernachlässigt wird.
Die Nutzung von Internetseiten muss nicht nur auf Seiten der Nutzer, sondern auch auf Seiten der Betreiber barrierefrei möglich sein. Es ist daher zusätzlich notwendig, dass barrierefreie Redaktionssysteme zur Verfügung stehen. Daher ist die Weiterentwicklung und Bereitstellung von existierenden Open-Source-Systemen ein weiteres Ziel des Projekts.
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Zusammenfassung der Strategie(n) und Aktivitäten
Entwicklung und der Aufbau barrierefreier Internetseiten durch Best Practice Projekte:
- Entwicklung von Informationstools zur Gestaltung von Webseiten nach WAI
und BITV - Entwicklung / Umsetzung von Schulungsangeboten an Webmaster und
Mitarbeiter/innen von Firmen und NGO’s zur barrierefreien Gestaltung ihrer
Internetangebote. - Leichte Sprache für’s Internet
- Begleitende, beispielhafte Umsetzung der WAI Standards
Grundlagen für inhaltliche und technische Konzeptionen neuer Internetangebote:
- Web Content Accessibility Guidelines
- User Agent Accessibility Guidelines
- Authoring Tool Accessibility Guidelines
Beschreibung der Aktivitäten und Aufgaben
Barrierefreiheit muss zu einer Selbstverständlichkeit im Netz werden. Dies folgt allein schon aus marktwirt- schaftlichen Notwendigkeiten. Benachteiligte Menschen machen mittlerweile weltweit über 10 Prozent der Bevölkerung aus.
Aus dem Grundprinzip und –verständnis heraus, was denn das Internet für uns alle weltweit sein kann und soll, muss zukünftig sichergestellt werden, dass auf der Basis international anerkannter Standards Zugänglichkeit und Nutzung ohne jegliche Einschränkungen wieder möglich ist und bleibt.
Durch gezielte Ansprache von europaweit tätigen Unternehmen, Behörden und NGO’s haben wir diese von der Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit barrierefreier Internet Projekte überzeugt. Wir unterstützten sie dabei
mit unserem Projekt bei der Umsetzung von Technik und in ihrer Unternehmensphilosophie.
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Ziele des Projektes im Einzelnen
Ausgangssituation
Stellen Sie sich vor, Sie möchten einen Restaurant besuchen und dort essen gehen. Am Eingang erwartet Sie ein Türsteher. Er mustert Sie ausführlich, um Ihnen dann zu verkünden: "Tut mir leid, Sie dürfen nicht eintreten. Sie haben keine rote Krawatte und keine grünen Socken an, und Ihre Begleiterin müsste ein gelbes Kostüm tragen."
Anschliessend macht er Ihnen aber ein Angebot: "Wenn Sie trotzdem unser Restaurant besuchen wollen, können Sie die notwendige Bekleidung in unserem Empfangsbereich kaufen oder leihen."
So oder ähnlich ergeht es vielen Internetnutzern. Da werden spezielle Browser vorausgesetzt, Programme, mit denen man Dokumente downloaden kann, oder auch ganz spezifische Voraussetzungen beim Betriebssystem des Besuchers.
Diese Problematik gilt für alle Menschen. Wenn wir dann die Gruppe behinderter Menschen genauer anschauen, werden wir feststellen, dass dieser Personenkreis im Internet noch weit mehr von einer einfachen, unkomplizierten und wirklich für alle nutzbaren Technik ausgeschlossen wird. Da blitzt Werbung in Form eines Flash’s auf, da rennt eine Bannerwerbung in bunten Farben über den Bildschirm, ganz am Anfang der besuchten Seite findet sich eine gescannte Grafik oder man stösst auf Frames und Tabellen.
Damit nicht genug. Als würde eine unzureichende Technik nicht genügen, sind auch die Texte auf Internetseiten häufig in komplizierten und viel zu langen "Bandwurmsätzen" verfasst. Und damit es wirklich nicht zu
einfach für den Nutzer wird, versucht man sich auch noch darin, möglichst schwierige Begriffe oder Fremdworte zu benutzen.
Letzten Endes steht die / der Nutzer/in dann noch vor einem grundsätzlichen Problem. Sie / er weiss, was sie sucht, doch wie soll man das Gesuchte auf der Seite finden? Steuerleiste links, rechts, oben und unten. Buttons an allen
möglichen und unmöglichen Stellen. Die Grundfunktionen vieler Internetseiten sind, weil unlogisch konzipiert, ein weiteres Hindernis.
Was aber hat das für Auswirkungen für behinderte Menschen? Blinkende Werbebildchen sind für Epileptiker/innen gefährlich, denn sie können durchaus einen Anfall auslösen. Gescannte Bilder bringen die meiste Braillezeilen oder Sprachausgaben für Blinde und Sehbehinderte zum Absturz, zumindest aber kann diese Personengruppe diese Seitenbereiche nicht lesen, oft nicht einmal wahrnehmen. Die häufig zu komplizierte Sprache schliesst Menschen mit Lernbehinderungen beinahe vollständig aus. Zu guter Letzt macht dann auch noch eine kaum nachvollziehbare Navigation das Leben schwer. Diese Liste liesse sich sehr lang fortsetzen.
Wenn man nun bedenkt, dass in einer Gesellschaft weltweit durchschnittlich zwischen acht und zehn Prozent der Bevölkerung eine Behinderung hat, kann man sich leicht ausrechnen, dass man als Betreiber einer Internetseite mit der falschen Technik eine sehr grosse Personengruppe als Nutzer/innen ausschliesst.
Allein für die Bundesrepublik Deutschland bedeutet das: ca. 6,8 Mio. Menschen werden ganz oder teilweise am Besuch und der Nutzung Ihrer Internetangebote gehindert.
Berücksichtigen Sie dann noch, dass der Anteil behinderter Menschen an der Bevölkerung seit etwa 10 Jahren kontinuierlich um 80.000 bis 100.000 Menschen jährlich allein in der Bundesrepublik Deutschland steigt, wissen Sie, dass Sie eine grosse Nutzergruppe unnötigerweise ausschliessen.
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Ziele im Detail
Moderne Internet und Kommunikationstechnologien (IuK) sind gerade für behinderte Menschen ein ideales Instrument, um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Die barrierefreie Nutzung des Internets auf Basis der Richtlinien der Web Accessibility Initiative (WAI) und dem World Wide Web Consortium (W3C) bedeutet, dass Barrieren unterschiedlicher Prioritäten zeitnah beseitigt werden müssen (bei bestehenden Angeboten für Behinderte bis Ende 2003, bei neuen bis Ende 2005). Die Grundlagen für eine barrierefreie Gestaltung von Webseiten basieren auf internationalen Standards und nationalen Gesetzen.
Die Europäische Union hat schon früh mit ihrem Aktionsplan "eEurope – eine Informationsgesellschaft für alle" Zeichen gesetzt und die Umsetzung der internationalen Standards in Gang gesetzt.
Bei der ersten Phase von EQUAL fiel jedoch auf, dass die grundsätzlich geforderte Umsetzung dieser Richtlinien selbst in dafür prädestinierten Programmen weitgehend unbeachtet bleibt bzw. nur marginal umgesetzt wird.
Dies liegt an fehlenden Informationen und vor allem an nicht vorhandenen ProgrammierInnen, die diese Technik umsetzen können. Erschwerend kommt hinzu, dass oft die finanziellen Voraussetzungen für eine Verbesserung der
Internetangebote nicht gegeben oder eingeplant sind.
Mit speziellen Informationsangeboten, Schulungen und zentralen Umsetzungen als Best Practice Bespielen entwickelten wir deshalb ein Angebot, das generell von jeder interessierten Organisation genutzt werden kann.
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Unser Lösungsansatz
Barrierefreies Internet – ein Ansatz, der von Best Off grundsätzlich angewandt wird. Dafür existiert ein weltweit einheitlicher Standard, auf dessen Grundlage nun in allen Ländern gearbeitet werden kann.
Internetseiten müssen jedoch nicht nur optisch und funktionell barrierefrei sein. Auch deren Nutzung auf Seiten der Betreiber muss barrierefrei ermöglicht werden. Es ist daher wichtig und notwendig, barrierefreie Redaktionssysteme zur Umsetzung bereitzustellen. Die Träger und Mitarbeiter/innen von Internetangeboten werden so in die Lage versetzt, einfach und effektiv digitale Projektdokumentationen zu erstellen. Die Bereitstellung eines barrierefreien Redaktionssystems ist Bestandteil dieses Projektes. Gleichzeitig wird damit ein wichtiger Schritt für die Teilhabe benachteiligter Menschen an der Projektarbeit umgesetzt.
Im Bereich der Open Source Projekte zeichnen sich inzwischen eine Reihe von Entwicklungen ab, mit deren Hilfe langfristig die Verbreitung barrierefreier Internet Technologien in allen Bereichen gesichert wird. Begleitend ist es weiter notwendig, mit Best Practice Beispielen diese Bestrebungen aufzugreifen, zu beflügeln und einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die Verbreitung der Idee in zuständigen Gremien, auf der Ebene der politischen Entscheidungsträger (bundes- und europaweit), ganz besonders aber bei den vielen Nicht-Regierungs-Organisationen, die im Zusammenhang mit der Durchführung geförderter Projekte sehr oft ihre Arbeit im Internet begleiten, dokumentieren und verbreiten.
Eine umfassende Strategie im Hinblick auf begleitende und unterstützende Prozesse war daher wesentlicher Bestandteil des Projektes.
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Entwicklung eines Informationstools
Um Verwaltungen, Behörden und Nicht-Regierungsorganisationen im öffentlichen Sektor für die Thematik zu sensibilisieren, wurde ein umfassendes Informationspaket erarbeitet. Dieses Paket stellt alle grundlegenden
Entwicklungen im technischen Bereich auch für Laien die derzeit gültigen WAI Standards und zugehörigen
Gesetze und Verordnungen einfach und verständlich dar.
Dazu kommen Informationen über die grundsätzliche Bedeutung barrierefreier Internetangebote im Hinblick auf die zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten und die wachsende Bedeutung moderner IuK Technologien.
Ergänzt werden die beiden Bereiche durch umfassende Informationen über die Möglichkeiten der barrierefreien Gestaltung im Hinblick auf Grafikeinbindung, Bildeinstellungen usw., also den gesamten Bereich des Layouts.
Diese Informationen wurden in gedruckter Information, als Multimedia-Produkt und via Internet verbreitet.
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Entwicklung und Umsetzung von Schulungsangeboten
Damit die Informationen praktisch genutzt und umgesetzt werden konnten, entwickelte das Projekt "Internet ohne Barrieren" Schulungsangebote, welche die Mitarbeiter/innen von Projektträgern, aber auch von Behörden und
Unternehmen in die Lage versetzen, bestehende und kommende, neue Internetseiten barrierefrei zu gestalten.
Die Schulungen wurden so gestaltet, dass die Teilnehmer/innen anschliessend Kollegen/innen in ihrem Betrieb oder ihrem Projekt dieses Wissen weitervermitteln können, somit ein möglichst grosser Synergieeffekt erzielt werden kann.
Für die Teilnahme an den Schulungen wurde eine preiswerte Teilnahmegebühr erhoben. Dabei wurde die Gruppengrösse so klein gehalten, dass während der Schulungen auch praktische Anwendungen erfolgen konnten.
Alle Schulungen enthalten grundsätzlich vier Schwerpunkte: die Philosophie, die technische Umsetzung, barrierefreies Layout und leichte Sprache. Die grundsätzliche Bedeutung dieser 4 Bereiche wird mit den Teilnehmer/innen erarbeitet und in praktischen Übungen direkt angewandt.
Schulungsunterlagen in Form kleiner Nachschlagewerke und ein zugehöriges Internetforum rundeten die Schulungen ab.
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Leichte Sprache für das Internet
Der WAI Standard bezieht sich nicht nur auf technische Gestaltung und Zugänglichkeit. Die sprachliche Gestaltung der Texte muss für alle Nutzer/innen eine breite Zugänglichkeit ermöglichen.
Dazu wenden wir die Grundsätze und Methoden für leichte Sprache an, die in Deutschland vom Verein Mensch zuerst – Netzwerk People First Deutschland e.V. entwickelt wurden.
Dokumentation / Qualitätssicherung
Die gesamte Projektarbeit und die entwickelten Produkte / Schulungen wurde digital dokumentiert und hier in komprimierter Form zur Verfügung gestellt.
Die Qualität der Arbeit (Entwicklung, Internetangebote und Schulungen) wird fortlaufend durch gezielte Umfragen bei den Teilnehmer/innen und Nutzer/innen unserer Projektarbeit über das Internet kontrolliert werden.
Unterstützt durch
Gefördert durch:
Europäischer Sozialfonds,
Gemeinschaftsinitiative EQUAL,
Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Nationale Koordinierungsstelle EQUAL
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